Einleitung
Ein gesundes Wachstum des Kindes ist für jede Familie ein großes Anliegen. Eltern wünschen sich, dass Körpergröße, Gewicht, Muskulatur, Knochen und sogar die geistige Entwicklung und Konzentration ihres Kindes sich bestmöglich entwickeln. Neben einer natürlichen Ernährung und einem gesunden Lebensstil denken viele Familien an Nahrungsergänzungsmittel für das Wachstum – von Vitamintropfen und -säften bis hin zu Proteinpulvern, Omega-3-Kapseln, pflanzlichen Appetitanregern und vielen weiteren Produkten.
Der entscheidende Punkt ist: Der Körper eines Kindes braucht zuallererst eine ausreichende und ausgewogene Ernährung, und Nahrungsergänzungsmittel kommen nur dann ins Spiel, wenn ein Mangel oder ein besonderer Bedarf vorliegt – und auch dann nur nach Diagnose durch Fachpersonal. Die beste Quelle für Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und gesunde Fette sind nach wie vor alltägliche natürliche Lebensmittel; Ergänzungsmittel spielen im besten Fall die Rolle eines „helfenden Assistenten“ – nicht die Hauptrolle.
In diesem Artikel stellen wir in einfacher, aber wissenschaftlich fundierter Sprache zunächst die wichtigsten Ergänzungsmittel für das Wachstum vor, gehen dann auf die wesentlichen Punkte beim Kauf und bei der Einnahme ein und fassen am Ende die Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zusammen. Einen Satz werden wir im ganzen Text immer wiederholen, weil er wirklich lebenswichtig ist:
Jedes Nahrungsergänzungsmittel für das Wachstum (ob Vitamin, Mineralstoff, Proteinpulver oder Omega-3) darf ausschließlich mit ärztlicher Beratung und Zustimmung bei Ihrem Kind oder Jugendlichen eingesetzt werden. Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch, sondern hilft Ihnen, in der Sprechstunde informierter zu sein und gezieltere Fragen stellen zu können.

Arten von Ergänzungsmitteln, die mit Wachstum zu tun haben
Wenn wir über „Wachstumspräparate“ sprechen, meinen wir verschiedene Gruppen von Stoffen, die jeweils eine Rolle für das Längen-, Gewicht-, Muskel-, Gehirn- oder Immunwachstum spielen. Die wichtigsten Gruppen sind: Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und Aminosäuren sowie weitere Ergänzungsmittel wie Omega-3, Probiotika, pflanzliche Präparate und Multivitamine.
Im Idealfall erhält ein gesundes Kind mit ausreichender, abwechslungsreicher Ernährung den Großteil dieser Stoffe aus der Nahrung und braucht keine zusätzlichen Präparate. Bei Ernährungsdefiziten, ausgeprägter Essensverweigerung, Grunderkrankungen, auffälligem Wachstum oder besonderen Situationen (z. B. Leistungssport im Jugendalter) kann die Ärztin oder der Arzt ergänzend Präparate einsetzen, um Defizite auszugleichen. Im Folgenden gehen wir auf jede Gruppe einzeln ein.

Wachstumrelevante Vitamine
Vitamine sind essentielle organische Verbindungen, ohne die der Körper nicht richtig wachsen, Gewebe aufbauen, die Immunabwehr aktiv halten oder einen normalen Stoffwechsel aufrechterhalten kann. Viele Vitamine sind direkt oder indirekt am Wachstum von Kindern beteiligt.
Vitamin D
Vitamin D gehört zu den wichtigsten Vitaminen für Wachstum und Stabilität von Knochen und Zähnen, weil es die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm unterstützt. Ein Mangel an Vitamin D kann bei Kindern zu weichen Knochen, Rachitis, verzögertem Längenwachstum und Fehlstellungen der Gliedmaßen führen.
Ein großer Teil des Vitamin D wird in der Haut unter Sonneneinstrahlung gebildet; aber:
- Viele Kinder bekommen durch das Leben in der Stadt, Luftverschmutzung, Sonnenschutzmittel oder bedeckende Kleidung nur wenig Sonne ab.
- Muttermilch enthält nur begrenzt Vitamin D und reicht in der Regel nicht aus, um den täglichen Bedarf des Säuglings vollständig zu decken.
- Nicht alle Kinder essen regelmäßig fetten Fisch, Eier oder mit Vitamin D angereicherte Milchprodukte.
Daher wird in vielen Ländern empfohlen, dass alle Säuglinge etwa ab der 2. Lebenswoche bis mindestens zum 12. Lebensmonat täglich 400 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D in Tropfenform erhalten. Nach dem 1. Lebensjahr liegt der Tagesbedarf von Kindern an Vitamin D meist bei etwa 600 IE. Wie lange ein Präparat gegeben werden sollte, hängt jedoch von der Einschätzung der Ärztin/des Arztes, von der Ernährung, der Sonneneinstrahlung und teilweise auch von Blutwerten ab.
Eine Überdosierung von Vitamin D ist gefährlich: Sie kann zu einem krankhaft erhöhten Kalziumspiegel im Blut, Kalziumablagerungen in Nieren und anderen Geweben, Übelkeit, Erbrechen und starker Schwäche führen. Deshalb müssen Tropfen oder Tabletten mit Vitamin D genau nach ärztlicher Verordnung und in der empfohlenen Dosierung eingenommen werden; „die Dosis auf eigene Faust verdoppeln“ ist tabu.

Vitamin A
Vitamin A spielt eine zentrale Rolle beim Gewebewachstum, bei der Gesundheit von Haut und Schleimhäuten, bei der Funktion des Immunsystems und beim Sehen (besonders beim Nachtsehen). Ein ausgeprägter Vitamin-A-Mangel kann zu Wachstumsstörungen, häufigen Infektionen und Augenproblemen wie Nachtblindheit führen.
Andererseits gehört Vitamin A zu den fettlöslichen Vitaminen; wird es über längere Zeit hochdosiert eingenommen, kann es sich im Körper anreichern und eine Vergiftung verursachen – mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit, Knochenschmerzen und in schweren Fällen Leberschädigung. Deshalb dürfen Vitamin-A-Präparate niemals ohne ärztliche Verordnung und nicht in höheren Dosen als empfohlen gegeben werden.
Bei Kindern mit ausgewogener Ernährung liefern Lebensmittel wie Leber (in begrenzter, kontrollierter Menge), Milchprodukte, Eier sowie orangefarbene und dunkelgrüne Gemüse und Früchte (Karotten, Kürbis, Spinat usw.) meist ausreichend Vitamin A.

B-Vitamine und Vitamin C
Die B-Vitamine (z. B. B1, B2, B3, B6, B12, Folsäure usw.) sind an Energieproduktion, Stoffwechsel von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten sowie an der Bildung roter Blutkörperchen beteiligt. Ein Mangel an bestimmten B-Vitaminen kann Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Blutarmut und in schweren Fällen neurologische Störungen und Wachstumsverzögerungen verursachen.
Vitamin C unterstützt die Bildung von Kollagen (Hauptbestandteil von Bindegewebe und Knochen), die Wundheilung, die normale Funktion des Immunsystems und verbessert die Aufnahme von Eisen aus dem Darm. Ein ausgeprägter Vitamin-C-Mangel führt zur Krankheit Skorbut, ist bei Kindern mit vielfältiger Kost (ausreichend Obst und Gemüse) jedoch selten.
Bei den meisten gesunden Kindern wird der Bedarf an B-Vitamine und Vitamin C durch den täglichen Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und etwas Fleisch oder Hülsenfrüchten gedeckt, und es besteht keine Notwendigkeit für Multivitamintabletten aus diesem Grund – es sei denn, die Ärztin/der Arzt stellt aufgrund von stark eingeschränkter Ernährung, Diät oder einer speziellen Erkrankung fest, dass das Kind über die Nahrung nicht ausreichend Vitamine erhält.

Weitere Vitamine: E und K
Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans und schützt Zellen vor Schäden. Vitamin K ist für die Blutgerinnung und in gewissem Maß auch für die Knochengesundheit wichtig. Ein Mangel an Vitamin K erhöht bei Neugeborenen das Risiko schwerer Blutungen; daher erhalten viele Babys unmittelbar nach der Geburt eine Vitamin-K-Gabe.
Bei gesunden Kindern mit ausgewogener Ernährung sind ausgeprägte Mängel dieser beiden Vitamine selten, und ein separates Ergänzungsmittel ist in der Regel nicht nötig – außer bei bestimmten Erkrankungen (z. B. Störungen der Fettaufnahme im Darm).

Wachstumrelevante Mineralstoffe
Mineralstoffe (Mineralsalze) bilden zusammen mit den Vitaminen die grundlegenden Bausteine für Längenwachstum, Knochenaufbau, Blutbildung und das reibungslose Funktionieren vieler Körpersysteme. Einige Mineralstoffe sind für das Wachstum von Kindern besonders wichtig.
Kalzium
Kalzium ist der „Ziegelstein“ von Knochen und Zähnen. In Kindheit und Jugend wachsen die Knochen schnell und gewinnen an Dichte. Fehlt in dieser Phase ausreichend Kalzium, kann es dazu kommen, dass:
- das Längenwachstum eingeschränkt bleibt,
- das Risiko für Osteoporose im Erwachsenenalter steigt,
- die Knochen brüchiger werden.
Gute Kalziumquellen sind Milch und Milchprodukte (Joghurt, Käse, Ayran/Buttermilch), einige grüne Gemüsesorten (z. B. Brokkoli), Mandeln und bestimmte angereicherte Produkte. Wenn ein Kind aus irgendeinem Grund keine oder sehr wenige Milchprodukte zu sich nimmt oder eine Erkrankung die Kalziumaufnahme stört, kann die Ärztin/der Arzt ein Kalziumpräparat empfehlen.
Wichtig ist: Die Kalziumaufnahme ist von Vitamin D abhängig. Ist die Versorgung mit Vitamin D schlecht, wird selbst bei hohem Kalziumangebot nur ein Teil aufgenommen. Deshalb werden Kalzium und Vitamin D in Empfehlungen häufig zusammen genannt; die Dosierung beider sollte ärztlich abgestimmt werden.

Eisen
Eisen ist entscheidend für Blutbildung, körperliches Wachstum, Gehirnentwicklung und kognitive Leistungsfähigkeit des Kindes. Eisenmangel ist in vielen Ländern der häufigste ernährungsbedingte Mangelzustand bei Kindern und kann zu einer Eisenmangelanämie führen. Typische Anzeichen sind:
- schnelle Ermüdung, Abgeschlagenheit, Blässe
- Herzklopfen, Kurzatmigkeit bei Belastung
- Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit
- Appetitmangel und langfristig verlangsamtes Wachstum
Eine gute Eisenversorgung ist sowohl für normales Längen- und Gewichtswachstum als auch für die Gehirnentwicklung und das Lernen sehr wichtig. Eisenquellen sind rotes Fleisch, Leber (in begrenzter Häufigkeit), Geflügel, Fisch, Eigelb, Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Bohnen), Gemüse wie Spinat und angereicherte Getreideprodukte. Eisen aus tierischen Quellen (Häm-Eisen) wird besser aufgenommen als pflanzliches Eisen, aber die Kombination pflanzlicher Eisenquellen mit Vitamin C (z. B. Orangensaft, Paprika, Tomaten) verbessert die Aufnahme.
In vielen Ländern werden Eisenstatus und Hämoglobin im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert. Wird ein Eisenmangel oder eine Anämie diagnostiziert, verordnet die Ärztin/der Arzt Eisenpräparate (Tropfen, Säfte, Tabletten). Die Dosis muss exakt nach Rezept eingenommen werden, denn:
- Eisenmangel behindert das Wachstum;
- eine Überdosierung von Eisen ist ebenfalls gefährlich und kann zu Vergiftungen führen.
Eisenpräparate gehören zu den häufigsten Ursachen für versehentliche Medikamentenvergiftungen bei Kindern. Bewahren Sie sie daher immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.

Zink
Zink spielt eine wichtige Rolle für Körperlängenwachstum, Geweberegeneration, Immunfunktion und sogar Appetit. Ein Zinkmangel kann zu Wachstumsverzögerungen, verzögerter Pubertät und einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte führen. Einige Studien zeigen, dass eine Zinksupplementierung bei Kindern mit Mangel oder Mangelernährung das Längenwachstum moderat verbessern kann – ein „Wundermittel für mehr Körpergröße“ ist Zink jedoch nicht.
Zink steckt in rotem Fleisch, Geflügel, Meeresfrüchten (v. a. Muscheln), Nüssen, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Kinder mit sehr eingeschränkter Ernährung, in benachteiligten Regionen oder mit chronischen Darmerkrankungen (gestörte Aufnahme) haben ein höheres Risiko für Zinkmangel. In solchen Fällen kann die Ärztin/der Arzt für einen begrenzten Zeitraum ein Zinkpräparat (z. B. Saft oder Tabletten) verordnen.
Eine längerfristige, unkontrollierte Einnahme von Zink ohne wirklichen Mangel kann die Aufnahme anderer Mineralstoffe, etwa von Kupfer, stören. Ein eigenmächtiger Gebrauch von Zinksäften oder -tabletten nur deshalb, weil man „gehört hat, das sei gut für die Körpergröße“, ist daher nicht sinnvoll.

Jod
Jod ist notwendig für die normale Funktion der Schilddrüse. Schilddrüsenhormone regulieren Längenwachstum, Gehirnentwicklung, Stoffwechsel, Energiehaushalt und sogar Stimmung. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft und frühen Kindheit kann zu Kleinwuchs, kognitiven Beeinträchtigungen und schweren Wachstumsproblemen führen.
Daher wird in vielen Ländern Speisesalz mit Jod angereichert, um einen Bevölkerungsmangel zu vermeiden. Nutzt eine Familie standardmäßig jodiertes Salz und isst das Kind gelegentlich Meeresfisch, ist der Jodbedarf meist gedeckt.
In speziellen Situationen (z. B. Regionen mit Jodmangel, sehr strenge Ernährungsformen wie einige vegane Kostformen oder Schilddrüsenerkrankungen) kann die Ärztin/der Arzt Jodpräparate oder Multivitamine mit Jod empfehlen – dies ist jedoch ein sehr fachlicher Bereich und sollte nie in Eigenregie erfolgen.

Weitere Mineralstoffe
Magnesium, Phosphor, Kalium, Kupfer, Selen und andere Spurenelemente sind ebenfalls wichtig für die Gesundheit von Muskeln, Nerven, Herz, Knochen und Immunsystem. Bei einer ausgewogenen Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkorn, Milchprodukten und Eiweißquellen treten ausgeprägte Mängel dieser Stoffe meist nicht auf. Zeigen Untersuchungen oder Symptome einen Mangel, kann die Ärztin/der Arzt ein geeignetes Präparat auswählen.

Proteine und Aminosäuren
Proteine sind die Bausteine von Muskeln, Organen, Enzymen, Hormonen und vielen Strukturen im Körper. Fehlt ausreichend Eiweiß, kann der Körper nicht gut wachsen, keine Muskulatur aufbauen, Gewebe nicht richtig reparieren und seine Funktionen nicht normal erfüllen. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine; einige heißen „essentiell“, weil der Körper sie nicht selbst herstellen kann und sie mit der Nahrung zugeführt werden müssen.
Kinder im Wachstum haben im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht einen relativ hohen Proteinbedarf. Gute Eiweißquellen sind Milch und Milchprodukte, Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und Soja. Bekommt ein Kind hiervon genug, besteht meist kein Bedarf für Proteinpräparate.
In besonderen Situationen wie:
- schwerer, länger andauernder Essverweigerung,
- chronischen Erkrankungen mit vermindertem Appetit oder gestörter Aufnahme,
- Nahrungsmittelallergien, bei denen ganze Lebensmittelgruppen wegfallen,
- Leistungssport im Jugendalter (z. B. intensives Krafttraining oder Ausdauersport),
können Ärztin/Arzt oder Ernährungsfachkraft eine begrenzte und kontrollierte Verwendung von Proteinpulvern oder speziellen Trinknahrungen für Kinder und Jugendliche empfehlen.
Bei jugendlichen Sportler:innen zeigen einige Studien, dass reines Proteinpulver (z. B. Molken- oder Sojaprotein) in angemessener Dosierung keine besonderen Nebenwirkungen verursacht, sofern das Produkt:
- für das entsprechende Alter konzipiert ist,
- nur Protein und zugelassene Inhaltsstoffe enthält,
- frei von Stimulanzien, Steroiden, Hormonen oder „geheimen Formeln“ ist und
- die Dosierung von Fachleuten und nicht von Trainingspartnern oder Fitness-Influencern festgelegt wird.
Der eigenmächtige Gebrauch von Bodybuilding-Präparaten für Erwachsene bei Jugendlichen ist klar riskant, weil manche Produkte Stimulanzien, Hormone oder extrem hohe Protein- und sonstige Dosen enthalten, die Nieren, Leber und Herz schädigen können.
Bei einzelnen Aminosäuren (z. B. Arginin, Lysin usw.) gilt: Nimmt das Kind ausreichend Eiweiß mit der Nahrung auf, besteht meistens kein isolierter Aminosäuremangel. Es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass Aminosäurepräparate bei gesunden Kindern routinemäßig die Körpergröße steigern. Solche Präparate kommen allenfalls in sehr speziellen medizinischen Situationen im Rahmen einer fachärztlichen Behandlung (z. B. durch pädiatrische Endokrinolog:innen oder Ernährungsmediziner:innen) infrage.

Weitere Nahrungsergänzungsmittel
Neben Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen gibt es weitere Ergänzungsmittel, über die Familien im Zusammenhang mit Wachstum oder allgemeiner Gesundheit nachdenken – etwa Omega-3-Fettsäuren, Probiotika, pflanzliche Präparate und Multivitamine.
Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA)
Die beiden wichtigsten Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA spielen eine Rolle bei Gehirnentwicklung, Sehvermögen, Nervenfunktion und möglicherweise bei Stimmung und Verhalten. Gute Quellen dieser Fette sind:
- fettreiche Fische wie Lachs, Thunfisch, Sardinen,
- Fischöl,
- Walnüsse,
- einige Samen und pflanzliche Öle.
Wenn ein Kind nur wenig Fisch oder andere Omega-3-Quellen isst, greifen manche Eltern zu Omega-3-Präparaten (Kapseln, Säfte, Gummibärchen). Studien an gesunden Schulkindern zeigen, dass Omega-3 in dieser Gruppe meist keinen „Wunder-Effekt“ auf Intelligenz oder Schulleistung hat, wenngleich in manchen Fällen kleine Verbesserungen bei Aufmerksamkeit und Verhalten beobachtet wurden. Bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen (z. B. ADHS) berichten einige Untersuchungen von moderaten Verbesserungen durch Omega-3, doch gilt dies nicht als Haupttherapie, sondern eher als unterstützende Option.
Omega-3-Präparate sind in üblichen Dosierungen für die meisten Kinder relativ sicher, können aber leichte Nebenwirkungen wie Fischgeschmack im Mund, Mundgeruch, Verdauungsbeschwerden oder Durchfall verursachen. In sehr hohen Dosen können sie vermutlich die Blutgerinnung beeinflussen. Deshalb sollten Dosierung und Einnahmedauer immer ärztlich festgelegt werden, insbesondere wenn das Kind noch andere Medikamente wie Blutverdünner nimmt.

Probiotika
Probiotika sind Präparate, die nützliche Darmbakterien (z. B. Lactobacillus- und Bifidobacterium-Arten) enthalten und die Darmflora stabilisieren, bestimmte Magen-Darm-Probleme lindern und indirekt das Immunsystem unterstützen sollen. Sie kommen als:
- probiotische Joghurts,
- fermentierte Getränke,
- Pulver und Kapseln auf den Markt.
Eine gesunde Darmfunktion und gute Nährstoffaufnahme sind für das Wachstum wichtig – daher ist die Frage naheliegend: „Können Probiotika das Wachstum fördern?“ Die Antwort: Bei gesunden Kindern sind Probiotika meist unbedenklich und können bei einigen Magen-Darm-Beschwerden (z. B. bestimmten Durchfällen) helfen, aber es gibt keine starken Belege dafür, dass Probiotika das Längenwachstum direkt erhöhen.
Bei Kindern mit bestimmten Krankheiten, geschwächtem Immunsystem oder sehr frühgeborenen Babys kann der unkritische Einsatz von Probiotika sogar riskant sein. Sprechen Sie deshalb vor Beginn eines probiotischen Pulvers oder Kapselpräparats – insbesondere bei Säuglingen und Kindern mit Vorerkrankungen – unbedingt mit der Kinderärztin/dem Kinderarzt.

Pflanzliche und „natürliche“ Präparate
Der Markt für pflanzliche und „natürliche“ Ergänzungsmittel ist riesig. Einige Produkte werden als Appetitanreger, Energiespender oder Wachstumsförderer beworben – etwa pflanzliche Säfte für den Appetit, Ginseng, Bierhefe und vielfältige Mischungen.
Einige wichtige Punkte dazu:
- „Natürlich“ bedeutet nicht automatisch „ungefährlich“. Viele starke Gifte kommen in der Natur vor.
- Viele pflanzliche Präparate sind bei Kindern nie oder kaum systematisch untersucht worden; sichere Dosierungen, langfristige Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind häufig unklar.
- Manche Produkte können im Herstellungsprozess mit Schwermetallen, unbekannten Arzneistoffen oder anderen Verunreinigungen belastet sein.
Daher gilt als Grundregel: Geben Sie Kindern niemals pflanzliche Präparate ohne ärztliche Empfehlung, insbesondere wenn mit spektakulären Versprechen wie „mehrere Zentimeter Größenwachstum in wenigen Monaten“ oder „schnelle Appetit- und Gewichtszunahme“ geworben wird.

Multivitamine
Multivitamin- und Multimineralpräparate kombinieren mehrere Vitamine und Mineralstoffe in einem Produkt; sie werden häufig als Saft, Tropfen oder Kautabletten für Kinder angeboten. Sie können in folgenden Situationen sinnvoll sein:
- ausgeprägte und langanhaltende Essensverweigerung,
- sehr stark eingeschränkte Ernährung (z. B. bei bestimmten Nahrungsmittelallergien oder Entwicklungsstörungen, wenn das Kind nur wenige Lebensmittel akzeptiert),
- chronische Erkrankungen, die den Nährstoffbedarf erhöhen oder die Aufnahme verschlechtern.
In solchen Fällen kann die Ärztin/der Arzt oder die Ernährungsfachkraft ein geeignetes Multivitamin empfehlen, das:
- für das Alter des Kindes geeignet ist,
- pro Tagesdosis nicht deutlich mehr als etwa 100 % des Tagesbedarfs verschiedener Nährstoffe liefert und
- keine problematischen Überlappungen mit anderen Präparaten verursacht (z. B. muss bei zusätzlichem Eisenpräparat die Eisenmenge im Multivitamin mitbedacht werden).
Wichtig: Multivitamine sind kein Ersatz für eine Mahlzeit. Ein Kind, das kein Frühstück isst, aber dafür eine Multivitamintablette bekommt, ist nicht gut versorgt. Multivitamine können nur unterstützen – und das zeitlich begrenzt und unter ärztlicher Aufsicht.

Hinweise zum Kauf und zur Einnahme von Ergänzungsmitteln
Wenn Ärztin oder Arzt nach Wachstumskontrolle und ggf. Laboruntersuchungen feststellt, dass Ihr Kind ein Präparat braucht, und Sie dieses besorgen möchten, gibt es einige wichtige Grundsätze, die Nutzen maximieren und Risiken minimieren.
Auswahl eines qualitativ hochwertigen, altersgerechten Präparats
Der erste Schritt ist die Wahl eines Präparats mit verlässlicher Qualität. Kaufen Sie keine anonymen Produkte ohne klare Herstellerangabe, keine Mittel, die nur in sozialen Medien ohne offizielle Zulassung beworben werden, und keine Präparate, deren Inhalt nicht klar deklariert ist.
Am besten erwerben Sie Präparate in einer Apotheke. Auf der Verpackung sollten:
- eine Zulassung oder Kennzeichnung durch nationale Behörden,
- bei Importprodukten ggf. internationale Qualitätszertifikate,
- und eine vollständige Liste aller Inhaltsstoffe mit deren Mengen (z. B. wie viele Milligramm Eisen, wie viele IE Vitamin D etc.)
gut lesbar angegeben sein. Produkte, die nur von einer „geheimen Spezialrezeptur“ sprechen und keine genauen Angaben machen, sind nicht vertrauenswürdig.
Außerdem muss das Präparat zur Altersgruppe Ihres Kindes passen. Die Bedürfnisse eines 2-jährigen Kindes unterscheiden sich stark von denen einer 15-jährigen Jugendlichen. Die Verwendung von Präparaten für Erwachsene bei Kindern kann zu massiv überhöhten Vitamin- und Mineralstoffdosen und damit zu Vergiftungen führen. Auf jeder Packung ist in der Regel eine empfohlene Altersgruppe angegeben.
Packungsangaben lesen und Dosierung strikt einhalten
Nach der Auswahl sollte das Etikett sorgfältig gelesen werden. Wichtig sind Angaben zu:
- empfohlener Dosis in Abhängigkeit von Alter und Gewicht,
- Einnahmehäufigkeit pro Tag,
- Einnahme mit oder ohne Nahrung,
- möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Die ärztlich festgelegte Dosis ist Ihre roten Linie. Wenn auf der Flasche steht „ein Teelöffel täglich“, darf das nicht eigenmächtig auf zwei oder drei Löffel erhöht werden, in der Hoffnung, „mehr führt zu schnellerem Wachstum“. Bei Nährstoffen bedeutet „mehr“ oft nicht „besser“, sondern „gefährlicher“ – insbesondere bei fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) und Elementen wie Eisen.
Überlappungen und Dosierungsüberschneidungen vermeiden
Manche Familien geben ihren Kindern gleichzeitig mehrere Präparate, zum Beispiel:
- ein Multivitamin,
- ein separates Eisenpräparat,
- einen Kalziumsaft,
- ein Zinkpräparat,
- und vielleicht noch einen pflanzlichen Appetitanreger.
So kann es leicht passieren, dass die Aufnahme bestimmter Stoffe (z. B. Eisen oder Vitamin A/D) deutlich über das empfohlene Maß hinausgeht. Informieren Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt deshalb immer über alle Präparate, die Ihr Kind einnimmt, damit die Gesamtmengen aufeinander abgestimmt werden können.
Ein gleichzeitiger Gebrauch mehrerer Produkte mit Vitamin D kann in Summe zu extrem hohen Tagesdosen führen. Außerdem können einige Präparate mit verschriebenen Medikamenten wechselwirken, etwa:
- Eisen kann die Aufnahme bestimmter Antibiotika verringern,
- pflanzliche Mittel wie Johanniskraut (St. John’s Wort) können die Wirkung von Antiepileptika oder Antidepressiva abschwächen.
Die Ärztin/der Arzt sollte also stets eine vollständige Liste aller Medikamente und Ergänzungsmittel des Kindes kennen.
Vorsicht bei übertriebenen Werbeversprechen
Seien Sie skeptisch gegenüber Produkten, die versprechen:
- „mehrere Zentimeter Körpergröße pro Monat“,
- „vollständiger Ersatz für richtige Mahlzeiten“,
- „optimales Wachstum von Größe und Gewicht ganz ohne Ernährungsumstellung und Bewegung“.
Längenwachstum ist ein biologischer Prozess, der von Genetik, Ernährung, Hormonbalance und Umweltfaktoren abhängt. Kein Saft und keine Pille kann diese Grundlagen in kurzer Zeit außer Kraft setzen.
Produkte, deren Zusammensetzung nicht transparent ist oder die nur mit ausweichenden Formulierungen wie „geheime pflanzliche Spezialmischung“ werben, enthalten möglicherweise Stoffe, die Sie nicht kennen sollen – etwa Steroide, Stimulanzien oder andere nicht deklarierte Substanzen. Besonders Produkte, die hauptsächlich über das Internet oder in Fitnessstudios, aber nicht über Apotheken vertrieben werden, sind mit Vorsicht zu genießen.
Haltbarkeit, Lagerung und Sicherheit
Ergänzungsmittel haben wie Lebensmittel und Medikamente ein Verfallsdatum. Produkte nach Ablauf dieses Datums können unwirksam oder sogar schädlich sein. Beachten Sie daher:
- Prüfen Sie vor dem Kauf das Verfallsdatum.
- Lagern Sie geöffnete Flaschen gemäß der Gebrauchsanweisung im Kühlschrank oder an einem kühlen, trockenen Ort.
- Achten Sie auf ungewöhnliche Änderungen in Farbe, Geruch oder Geschmack. Bei Verdacht auf Verderb verzichten Sie auf die weitere Nutzung und fragen Apotheke oder Arztpraxis.
Ein besonders wichtiger Punkt: Ergänzungsmittel – vor allem Kautabletten und Gummis mit Fruchtgeschmack und Zucker – sind für Kinder oft sehr attraktiv und werden leicht mit Süßigkeiten verwechselt. Vergiftungen durch versehentlich verschluckte große Mengen an Vitaminen oder Eisen führen jedes Jahr zu vielen Notaufnahmen. Deshalb:
- Bewahren Sie Präparate immer außerhalb der Sicht- und Reichweite von Kindern auf.
- Nutzen Sie kindersichere Verschlüsse.
- Erklären Sie älteren Kindern, dass Vitamine „keine Bonbons“ sind, sondern Arzneimittel, die nur unter Aufsicht Erwachsener eingenommen werden dürfen.
Kontinuierliche ärztliche Kontrolle
Die Einnahme von Ergänzungsmitteln darf den regelmäßigen Kontakt zur Kinderärztin/zum Kinderarzt nicht ersetzen. Bei jeder Vorsorge oder Wachstumskontrolle sollte:
- die Wachstumskurve für Größe und Gewicht überprüft werden,
- bei Bedarf Laboruntersuchungen (z. B. Blutwerte) wiederholt werden,
- entschieden werden, ob das Präparat fortgeführt, die Dosis angepasst oder abgesetzt werden sollte.
Wenn Ihr Kind bereits seit Monaten ein Präparat erhält, ohne dass sich Wachstum oder Laborwerte bessern, ist es Zeit, mit der Ärztin/dem Arzt die Notwendigkeit einer Fortsetzung zu besprechen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Neben möglichen Vorteilen unter den richtigen Bedingungen bergen Ergänzungsmittel auch Risiken und Fallstricke. Wenn Sie diese kennen, können Sie vorsichtigere Entscheidungen treffen.
Ergänzungsmittel sind kein Ersatz für gesunde Ernährung
Die wichtigste Grundregel lautet: Kein Präparat kann frische, gesunde Lebensmittel ersetzen. Der Körper eines Kindes braucht für Wachstum und Gesundheit neben Vitaminen und Mineralstoffen:
- genügend Kohlenhydrate als Energiequelle,
- hochwertiges Eiweiß zum Aufbau von Geweben,
- gesunde Fette für Gehirn und Hormonhaushalt,
- Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung,
- Tausende pflanzliche Begleitstoffe (Phytonährstoffe) aus Obst und Gemüse,
die sich nicht alle in eine Tablette oder einen Saft packen lassen. Wenn ein Kind keine regelmäßigen, ausgewogenen Mahlzeiten bekommt, kann kein Multivitaminpräparat und kein „Wachstumssaft“ dieses Defizit vollständig ausgleichen.
Der Ausgangspunkt ist daher immer die Verbesserung von Ernährung und Lebensstil: regelmäßige Mahlzeiten, Vielfalt auf dem Teller, weniger Fastfood und Softdrinks, ausreichend Schlaf und Bewegung. Ergänzungsmittel können nur in diesem Rahmen und bei objektivem Bedarf sinnvoll sein.

Risiko von Vergiftungen und Überdosierungen
Eine zu hohe Zufuhr bestimmter Vitamine und Mineralstoffe kann gefährlich und lebensbedrohlich sein. Beispiele:
- Vitamin A in sehr hoher Dosis kann starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit, Knochenschmerzen, Leberschäden und Knochenprobleme verursachen.
- Vitamin D in extrem hoher Menge kann zu stark erhöhtem Kalzium im Blut, Kalziumablagerungen in Nieren und Gefäßen, Übelkeit, Schwäche und Nierenschäden führen.
- Eisen in Überdosis ist eine der häufigsten Ursachen für Medikamentenvergiftungen bei Kindern und kann zu Erbrechen, blutigem Durchfall, Schock und schweren Schäden an Leber und anderen Organen führen.
Solche Situationen entstehen meist, wenn:
- mehrere Präparate ohne Abstimmung gleichzeitig gegeben werden,
- das Kind zufällig große Mengen eines Präparats schluckt,
- oder Erwachsene irrtümlich meinen: „Wenn ein Löffel gut ist, sind zwei noch besser.“
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind eine größere Menge eines Präparats (z. B. eine Handvoll bunter Kautabletten) geschluckt hat, sollten Sie sofort den Notruf oder eine Giftnotrufzentrale kontaktieren und nicht auf Symptome warten.

Wechselwirkungen mit Medikamenten und Grunderkrankungen
Kinder, die dauerhaft Medikamente nehmen (z. B. wegen Epilepsie, Herz- oder Nierenerkrankungen, Diabetes usw.) oder eine Grunderkrankung haben, reagieren oft empfindlicher auf Ergänzungsmittel. Manche Präparate können:
- die Wirkung von Medikamenten abschwächen oder verstärken,
- Nebenwirkungen der Medikamente verschlimmern,
- oder bei bestehenden Erkrankungen stärkere Probleme verursachen.
Einige kaliumhaltige Präparate können bei Kindern mit Nierenproblemen gefährlich sein. Manche pflanzlichen Präparate können mit Antiepileptika oder Blutverdünnern wechselwirken. Deshalb sollten Sie vor jeder neuen Ergänzung – selbst wenn sie wie „nur ein einfaches Vitamin“ wirkt – Ihre Ärztin/Ihren Arzt fragen.

Unklare Qualität und Reinheit mancher Präparate
Im Gegensatz zu vielen Arzneimitteln, die strengen Kontrollen unterliegen, sind einige Ergänzungsmittel weniger streng reguliert. Untersuchungen aus verschiedenen Ländern zeigen, dass in einem beträchtlichen Anteil von Nahrungsergänzungsmitteln:
- die tatsächliche Menge eines Vitamins oder Mineralstoffs deutlich von der Angabe auf dem Etikett abweicht,
- Verunreinigungen mit Schwermetallen (Blei, Quecksilber etc.), versteckten Medikamenten (z. B. Steroide, Potenzmittel) oder Keimen gefunden wurden.
Besonders betroffen sind einige Muskelaufbaupräparate und Produkte, die versprechen, „das Längenwachstum schnell zu steigern“ oder „in kürzester Zeit extreme Muskelzuwächse“ zu erzielen. Für Kinder und Jugendliche können solche Mittel langfristig das Hormon-, Leber-, Nieren- und Herzsystem schädigen.
Wählen Sie deshalb Präparate mit offizieller Zulassung und möglichst von etablierten Herstellern und meiden Sie anonyme Produkte, die nur mit aggressiver Werbung, aber ohne klare Qualitätsnachweise auftreten.

Realistische Erwartungen und biologische Grenzen
Viele Werbestrategien für Wachstumspräparate spielen mit der Sorge der Eltern vor Kleinwuchs oder Untergewicht des Kindes. Zwei Punkte sind wichtig:
- Die Endkörpergröße wird stark durch die Gene bestimmt. Gute Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und ein gesunder Hormonhaushalt helfen, das „genetische Potenzial“ auszuschöpfen, aber sie schaffen keine Körpergröße weit über diese Anlage hinaus.
- Die Wachstumsfugen der Knochen schließen sich gegen Ende der Pubertät. Danach ist kein Längenwachstum mehr möglich – kein Präparat kann geschlossene Wachstumsfugen wieder öffnen.
Produkte, die behaupten, „in jedem Alter mehrere Zentimeter pro Monat dazuschneiden“, bewegen sich daher außerhalb seriöser Wissenschaft. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf gute Ernährung in Kindheit und Jugend und rechtzeitige Arztbesuche, wenn das Wachstum Sorgen bereitet.

Erkennen, wann eine fachärztliche Abklärung nötig ist
Wenn Ihr Kind auf der Wachstumskurve deutlich zurückliegt (z. B. deutlich kleiner als Gleichaltrige ist oder das Längenwachstum stagniert) und zusätzlich andere Auffälligkeiten zeigt (z. B. starke Müdigkeit, sehr frühe oder sehr späte Pubertätszeichen oder andere Warnsymptome), reicht die Frage nach einem einfachen Ergänzungsmittel nicht aus.
In solchen Fällen sollten Sie eine pädiatrische Endokrinologin/einen pädiatrischen Endokrinologen oder eine/n Spezialist:in für Wachstumskrankheiten aufsuchen. Manchmal liegt ein Mangel an Wachstumshormon, eine Schilddrüsenstörung oder eine chronische Erkrankung zugrunde, die spezielle Tests (Blutuntersuchungen, Bildgebung) und gezielte Behandlungen erfordert. Ein zufälliger Gebrauch von Ergänzungsmitteln kann hier Zeit kosten, ohne das Problem zu lösen.

Auf Warnzeichen während der Einnahme achten
Während der Einnahme von Präparaten sollten Sie den Allgemeinzustand Ihres Kindes im Blick behalten. Setzen Sie ein Präparat ab und kontaktieren Sie eine Ärztin/einen Arzt, wenn folgende Beschwerden auftreten:
- Hautausschläge, Juckreiz, Schwellungen von Lippen, Zunge oder Gesicht,
- starke Übelkeit, wiederholtes Erbrechen, Bauchschmerzen,
- starke oder anhaltende Kopfschmerzen,
- ungewöhnliche Unruhe oder extreme Schläfrigkeit,
- jedes neue Symptom, das zeitlich mit Beginn eines neuen Präparats zusammenfällt.
Solche Zeichen können auf eine allergische Reaktion oder eine beginnende Vergiftung hindeuten und sollten rasch abgeklärt werden.

Der Grundsatz: Ständige Rücksprache mit dem Arzt
Letztlich sollten Sie Ergänzungsmittel so betrachten, dass jede Entscheidung über Beginn, Fortführung oder Absetzen gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal getroffen wird. Erfahrungen von Freunden, Tipps aus dem Internet oder auffällige Werbung ersetzen nicht die individuelle Einschätzung einer Ärztin/eines Arztes. Jedes Kind ist anders; was einem Kind geholfen hat, kann bei einem anderen wirkungslos oder sogar schädlich sein.

Fazit
Gesundes Wachstum ist das Ergebnis eines harmonischen Zusammenspiels vieler Faktoren: ausreichende, abwechslungsreiche Ernährung, guter Schlaf, Bewegung, seelische Gesundheit, Genetik und regelmäßige medizinische Vorsorge. Nahrungsergänzungsmittel können – richtig eingesetzt und in der passenden Situation – helfen, Mängel zu beheben. Sie sind aber nie der Hauptfaktor.
In diesem Artikel haben wir gesehen:
- Vitamine wie D, A, die B-Gruppe und C sind entscheidend für Knochenstabilität, Blutbildung, Immunsystem und Stoffwechsel, aber eine unkontrollierte, hochdosierte Einnahme kann gefährlich werden.
- Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Zink und Jod bilden die Basis für Längenwachstum, Blutbildung und Schilddrüsenfunktion; Defizite sollten anhand von Befunden und nicht nur aufgrund von Tipps anderer Eltern behandelt werden.
- Proteine und Aminosäuren sind für den Aufbau von Muskulatur und Geweben unverzichtbar; wenn die Ernährung nicht ausreicht, kommen spezielle Proteinpräparate für Kinder und Jugendliche infrage – aber nur nach ärztlicher Verordnung.
- Ergänzungsmittel wie Omega-3, Probiotika, pflanzliche Produkte und Multivitamine haben jeweils einen begrenzten Einsatzbereich; die wissenschaftliche Evidenz für einen direkten Effekt auf das Längenwachstum ist häufig nicht eindeutig.
- Beim Kauf und der Einnahme von Präparaten sind Qualität, Altersangemessenheit, richtige Dosierung, Vermeidung von Überlappungen, Haltbarkeit und sichere Aufbewahrung entscheidend.
- Falsche Anwendung, Überdosierungen, Wechselwirkungen mit Medikamenten, mangelhafte Qualität und unrealistische Werbeversprechen können aus einem nützlichen Helfer ein ernstes Risiko machen.
Wenn Sie sich Sorgen um das Wachstum Ihres Kindes machen – sei es wegen Kleinwuchs, Untergewicht oder auch Übergewicht –, sprechen Sie am besten mit einer Kinderärztin/einem Kinderarzt oder einer Ernährungsexpertin/einem Ernährungsexperten für Kinder. Dazu gehören die Auswertung der Wachstumskurven, eine Analyse der täglichen Ernährung, die Entscheidung über die Notwendigkeit von Präparaten und bei Bedarf ergänzende Untersuchungen.
Denken Sie daran: Jedes Kind hat seinen eigenen, einzigartigen Wachstumspfad. Ihr Ziel ist nicht, es in ein bestimmtes Diagramm oder eine Zahl „hineinzupressen“, sondern sicherzustellen, dass es im Rahmen seiner genetischen Möglichkeiten so gesund, stark und fröhlich wie möglich aufwächst. Ergänzungsmittel können, wenn sie richtig eingesetzt werden, eines der Werkzeuge auf diesem Weg sein – aber sie sind nicht das einzige und ohne gesunde Ernährung, guten Lebensstil und medizinische Begleitung nicht ausreichend.

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